Am Dienstag, den 25.3. fand an unserer Schule ein Zeitzeugengespräch über die DDR statt, das über die Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert wurde. Um die 70 Schülerinnen und Schüler der K1, sowie interessierte Lehrerinnen und Lehrer nahmen daran teil. Zu Gast waren zwei ehemalige DDR-Bürger:innen: mit zwei völlig verschiedenen, faszinierenden, aber auch schockierenden Geschichten. Ingo Hasselbach wollte um jeden Preis aus der DDR fliehen, Nadja Klier konnte sich keine Sekunde vorstellen, ihr Zuhause zu verlassen.
Nachdem sich die beiden kurz vorgestellt hatten, zeigten sie zunächst einen kurzen Film, eine Biografie über sich, den sie selber gedreht hatten. Dieser Film zeigte viele Einblicke in ihre frühere Leben und regte uns alle zum Nachdenken an. Anschließend konnten wir Nadja und Ingo Fragen stellen. Etwa, ob Ingo in der DDR wirklich alles schlecht fand (ja, bis auf menschliche Verbindungen) oder was in der Schule damals anders war (es wurden Panzer gezeichnet und Marschlieder gesungen – so Nadja Klier). Ingo Hasselbach schilderte seine Erfahrungen mit der Stasi und auch über die Lebensumstände in Gefängnissen. Besonders bewegt hat uns die Tatsache, dass die Gefangenen durch lautes Türenschlagen oder Lichter immer aufgeweckt und wach gehalten wurden. Ingo ging zwischenzeitlich auch häufig auf seine Vergangenheit als Neonazi ein. Durch seinen Hass auf die DDR, die sich als anti-faschistisch erklärte, näherte er sich dem Faschismus an und machte sich später in der rechtsextremen Szene einen Namen. Er hat es jedoch geschafft, wieder auszutreten, hat die Aussteigerorganisation Exit-Deutschland gegründet und ist heute ein liebevoller, offener und reflektierter Mensch. Der starke Kontrast zu Nadjas Leben in der DDR war beeindruckend.
Nadja Klier erzählte, dass sie die Tochter, der in dieser Zeit berühmten Theaterregisseurin Freya Klier ist. Darüber hinaus war diese auch eine Bürgerrechtlerin, die wegen ihrer systemkritischen Meinung nach der ständigen Stasi- Überwachung 1988 mit ihrer Familie aus der DDR ausgebürgert wurde. Damit verlor Nadja von einem auf den anderen Tag ihr Zuhause sowie ihre ganzen Freunde. Bei einem Verhör, nachdem sie im Westen angekommen war, beschrieb sie ihren Zustand als „seelisch zerrüttet“. Damals wusste man natürlich noch nichts von dem bald bevorstehenden Mauerfall, weshalb sie davon ausgehen musste, ihre Freunde nie mehr wieder zu sehen. Ihre Vergangenheit hat sie erst so richtig aufgearbeitet, als sie ein Buch über ihre Vergangenheit geschrieben hat.
Nach dem Mauerfall arbeitete sie beim Film, als Kameraassistentin und lernte dort ihren heutigen Mann Ingo Hasselbach kennen. Heute besuchen ihr Mann und sie Schulen in ganz Deutschland und teilen ihre Geschichten und Erlebnisse.
Danke für diese wertvollen Einblicke und wichtigen Informationen!
Lilli Bauer/Lena Spruch, K1

